Höchster Schweizer findet Hirschthal ohne GPS

In seinem Amtsjahr wolle er alle Kantone besuchen, hat Jean-René Germanier bei Amtsantritt versprochen. Am Samstag war der Aargau an der Reihe. In Hirschthal erwies der Nationalratspräsident der FDP-Ortssektion die Reverenz.

Ein Lächeln von Nationalratspräsident Germanier und ein Geschenk von Parteipräsidentin Hofmeier für Nationalrätin Eichenberger.

Ob er die Hilfe des GPS beansprucht habe, um den kleinen Ort im mittleren Suhrental zu finden? Jean-René Germanier lachte: «Nicht die Hilfe des GPS, sondern die des Chauffeurs.» Nein, nein, winkte er ab, er kenne die Schweiz gut, auch den Aargau. Und Hirschthal finde er auch allein, gab er dem Journalisten zu Protokoll. Der Winzer aus dem Wallis, aus Vétroz, pflegt gute Kontakte zu den Berufskollegen auch im Aargau, also hat es ihn wohl noch nicht oft ins Suhrental verschlagen. Der Wein, den ihm die Hirschthaler servierten, stammte aus dem Fricktal, ein Blauburgunder vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL). «Ein feiner Wein», bestätigte der Nationalratspräsident.

Was für Vorstellungen er denn vom Aargau habe? Germanier war um eine Antwort nicht verlegen: «Burgen und Schlösser, wunderschöne Städte, eine dynamische Wirtschaft, eine offene Bevölkerung – und starke Frauen.» Der amtshöchste Schweizer muss es wissen. Letztes Jahr, als er Vizepräsident des Nationalrats war, führten Aargauer Frauen das Zepter in diesem Staat, Pascale Bruderer und Doris Leuthard. Die von ihm geschätzte Nationalrätin Corina Eichenberger, die Ex-Hirschthalerin, wie sie von Gemeindeammann Peter Stadler begrüsst wurde, war es offenbar, der ihn nach Hirschthal gelockt hatte.

Doch weshalb gerade Hirschthal? Die Ortspartei der FDP feierte das 30- Jahr-Jubiläum, und zwar in der «Biberburg», dem Kulturlokal, das ohne eine einzige Schaufel Beton errichtet wurde, wie der Gemeindeammann, selber Mitglied des Betreibervereins «Wald», dem hohen Gast erklärte. Eine Frau gab auch beim Jubiläum den Ton an, Elisabeth Hofmeier, Präsidentin der FDP-Ortssektion. Und das Geschenk, das Germanier 630 Fragen zum Aargau beantwortet, den Aargauer Teil des «Swiss Quiz», hat eine Frau geschaffen, die ebenfalls anwesende Marianne Vontobel.

Nun, die Dominanz der Frauen war für Jean-René Germanier kein Problem, im Gegenteil, er gewann sie (und auch die Männer) mit welschem Charme und hielt im Stil des unterhaltsamen Causeurs eine Ansprache mit einigem Tiefgang. Seine FDP-Freunde erinnerte er:

«Wir sind nicht die Partei, die Probleme auslöst, sondern die, die sie löst.»Und er sprach der Konkordanz das Wort, welche Gewähr biete für den Zusammenhalt und den Wohlstand der Schweiz.  (21.2.11, Hubert Keller az)